Nicht umsonst sieht sie dem VW Käfer so ungemein ähnlich. Frankreichs Gegenstück zum deutschen Volkswagen und Exportschlager war der Citroën 2CV. Heute liebevoll „Ente“ genannt, ist der Ursprung dieses Spitznamens aus den Unkenrufen der ersten Jahre entstanden. Vorgestellt wurde der 2CV, Citroëns neues Billigauto 1948 auf dem Pariser Autosalon.
Frankreichs Wirtschaft und Infrastruktur litt noch immer unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges und die Franzosen hatten wenig Geld in der Tasche. Auch wenn die Ente, entwickelt seit Mitte der 30er Jahre nach einer Idee des Citroen-Chefs Jules Boulanger, ursprünglich für die arme französische Landbevölkerung dienen sollte, war sie durch ihren niedrigen Anschaffungspreis prinzipiell das ideale Auto für die Nachkriegszeit. Positive Reaktionen blieben nach der Vorstellung trotzdem die Seltenheit. Die Klausel Boulangers, dass es auf Ausstattung und Aussehen des Wagens nicht ankommt, wurde dem Wagen in den ersten Rezensionen zum Verhängnis.
Die radikal minimalistische Ausstattung fiel negativ auf. So gab es keine Zündschlosser, keinen Anlasser, keine Blinker, Sicherheitsgurte oder Heizung. Das Aussehen war, nun ja, gewöhnungsbedürftig. Eine Reaktion verlieh dem Billigauto schließlich auch dem Namen, als ein Reporter während der Vorstellung scherzhaft fragte, was denn das für ein hässliches Entlein sein soll. Auch technisch hatte die Ente nicht allzu viel zu bieten. „Sagenhafte“ 9 PS und eine Höchst“geschwindigkeit“ von 70 km/h sorgten auch hier für Lacher.
Doch die Menschen nahmen die Ente als Volksauto an – zur Überraschung vieler Journalisten und Meinungsforscher. Ende der 40er, bzw. Anfang der 50er Jahre war individuelle Mobilität noch nicht allgegenwärtig. Die Ente bot dies für umgerechnet 3.500 DM. Leute, die sich die Ente kauften, legten keinen großen Wert auf ein schnittiges Design oder gewaltige Motorenstärke. So war die Ente das perfekte Fortbewegungsmittel in Zeiten des Wiederaufbaus. Und dies nicht nur in Frankreich. Auch in Deutschland wurde die Ente zu einem Verkaufsschlage, als noch billigere Variante des Käfers.
Absoluten Kultstatus erreichte die Ente schließlich in den 60er Jahren. Trotz einigen neuen Modellen und Verbesserungen in technischer und optischer Hinsicht blieb der 2CV ein „hässliches Entlein“ der Autobranche. Doch genau dies schätzte eine bestimmte Käuferschicht: Studenten. Die Ente wurde zum Auto und Symbol der revolutionären Studierendenschaft der 60er Jahre, die gegen Konsum und Konformismus rebellierten. Für sie widersprach die Ente dem gängigen Klischee des perfekten Autos. Auskommen mit dem was man hat – genau dafür stand Citroens berühmteste Marke. Auch wenn es dafür nicht vorgesehen war: Der 2CV war ein Zeichen der Rebellion geworden. Auch nach dem Ende der 68er-Bewegungen blieb die Ente beliebt und verkaufte sich gut. Bis 1990, dem letzten Jahr der Produktion wurden 3,8 Millionen Exemplare der Ente hergestellt und verkauft. Zuzüglich wurden 1,2 Millionen Versionen der „Kastenente“ produziert, denn auch im Nutzfahrzeugbereich war die Ente zu Hause. Speziell für kleinere Firmen war die Lieferwagenversion des 2CV eine perfekte Alternative für teurere Lieferwagen.
So fand die „Ente“ nach dem ersten Gelächter in den ersten Jahren schlussendlich doch noch ihren Platz in der Autogeschichte. Ob als Auto des Volkes, als Studentenkarre oder als Kastenente: Ein niedriger Preis, ein einmaliges (wenn auch nicht besonders schönes) Design und niedrige Verbrauchszahlen machten das Fahrzeug im Jahr 2002 zu „Frankreichs Auto des Jahrhunderts“.